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Wie Partyvolk und Ruhesuchende zusammenkommen: Forschungsprojekt zum Sozialraummanagement erfolgreich abgeschlossen

Mädchen und Mann am Ufer des Wöhrder Sees

Die Interessensgruppen an einen Tisch bringen, Begegnungen initiieren und begleiten – das ist zusammengefasst der Erfolg des Sozialraummanagement-Projekts „Wöhrder Seewärts“ in Nürnberg. Seit dem Projektstart im Herbst 2020 ist es gelungen, die Konflikte im Nürnberger Naherholungsgebiet Wöhrder See im Zusammenhang mit Lärm und den sehr unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen zu reduzieren; auch Polizeieinsätze fanden deutlich seltener statt. Das Müllaufkommen ist dagegen (noch) nicht zurückgegangen. Die Grundlagen für weitere Verbesserungen im diesem Sozialraum sind jedoch gelegt: Verlässliche und kontinuierliche Kommunikations- und Kooperationsstrukturen, gemeinsame Verantwortung und Vertrauen unter den verschiedenen Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern und Verantwortlichen. Die Evangelische Hochschule Nürnberg (EVHN) hat als Projektträgerin das Forschungsprojekt konzipiert und wissenschaftlich untersucht, in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, der Stadt Nürnberg und dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) der Stadt Nürnberg. Das Projekt wird finanziert mit Mitteln des Freistaats Bayern.

Fünf Erfolgsfaktoren für ein gelingendes Sozialraummanagement wurden identifiziert:

Systematischer Überblick über den Sozialraum
Nutzer, Akteure, Verantwortliche, Anwohner: Alle haben Wünsche, Ansprüche, Kritik und Pflichten; es gibt Beziehungen, Konflikte und Probleme zwischen diesen. Je besser es gelingt, die hohe Komplexität von Sozialräumen (Akteure, ihre Interessen und die Beziehungen zwischen ihnen) abzubilden, desto eher gelingt eine flexible Koordination des Ausgleichs dieser Interessen und die Lösung der Konflikte.

Aufbau von Strukturen und Prozessen
Grundlage für gelingende Kommunikation und Kooperation sind Arbeitsgruppen, Themengruppen, Jour fixe, Info-Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Gespräche und Verhandlungen. Die Suche nach Lösungen ist dann besonders erfolgreich, wenn es gelingt, das vorhandene Expertenwissen und die Erfahrungen der verschiedenen Akteure interdisziplinär in verschiedenen Teams zu nutzen.

Organisation, Initiierung und Moderation der Kommunikations- und Kooperationsprozesse
Lösungen in komplexen Sozialräumen zum Ausgleich von Interessen und Klärung von Konflikten sind dann möglich, wenn dies alle Akteure für sich als gemeinsame Querschnittsaufgabe begreifen.

Verlässlichkeit, Kontinuität, Vertrauen, Beziehungsaufbau
Im Alltagsgeschäft des Sozialraummanagements sind kontinuierliche Beziehungsgestaltung, zuverlässige Kommunikation, Aufbau von Vertrauen und regelmäßiger Austausch sowie die Beteiligung aller Akteure die zentralen Erfolgsprädiktoren. Jedoch muss  immer auch die Übernahme von Verantwortung für den Sozialraum eingefordert werden..

Systematische Dokumentation und Begleitforschung
Empirische Daten aus Befragungen, Fokusgruppen und Wirkungsanalysen ermöglichen eine zuverlässige Kontrolle von Effekten und Wirkungen sowie die Klärung der Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung des Sozialraummanagements, auch in anderen städtischen Sozialräumen.
Diese fünf Aufgaben lassen sich auch auf andere Sozialraummanagement-Projekte übertragen. Die Ergebnisse von „Wöhrder Seewärts“ werden in einer Buch-Veröffentlichung zusammengefasst, inklusive einer Toolbox, die als Vorlage für die Arbeit in vielen weiteren öffentlichen Sozialräumen verwendet, übertragen und weiterentwickelt werden kann.

 

www.woehrder-seewaerts.de

 

Pressemitteilung EVHN, 8. Juli 2024