Jugendarbeit in der Klimakrise
Ein studentisches Forschungsprojekt
Teaser zum Projekt
Die Klimakrise ist eine herausfordernde Rahmenbedingung jugendlichen Aufwachsens. Nicht selten fühlen sich junge - und auch ältere - Menschen den Entwicklungen gegenüber ohnmächtig. Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit haben die Aufgabe, "Erfahrungen von persönlicher Selbstwirksamkeit und gesellschaftlich-politischer Handlungsfähigkeit zu eröffnen" (Sturzenhecker 2021). Das Ziel des studentischen Forschungsprojektes war es, Beispiele dafür zu finden, wie es gelingen kann, die Anliegen der jungen Menschen aufzugreifen und die Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen. In ganz Deutschland wurden dazu Leitfadeninterviews mit engagierten Jugendlichen geführt.
Auf dieser Seite finden Sie Fallvignetten von den Interviews. Sie sollen inspierieren und Lust machen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.
Allgemeine Informationen zum Projekt >>
Im Sommersemester 2023 fand an der Evangelischen Hochschule Nürnberg ein Forschungsseminar zu dem Thema „Jugendarbeit in der Klimakrise“ statt. Studierende der Sozialen Arbeit arbeiteten sich sowohl in die Handlungslogiken und Prinzipien von Jugendarbeit als auch in die naturwissenschaftlichen und sozialen Hintergründe für die Klimakrise ein. Nicht zu kurz kam dabei auch eine individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Umgang mit den aktuellen Entwicklungen.
In dem studentischen Forschungsseminar wurde kritisch der Frage nachgegangen, inwiefern Jugendarbeit Raum für Nischenbildung für eine sozial-ökologische Transformation bereitstellen kann. Das besondere Augenmerk wurde hierbei auf diejenigen Bereiche von außerschulischer Jugendarbeit gelegt, welche sich konzeptionell stark an den Prinzipien von Jugendarbeit orientieren. Wie der Titel des Seminares schon vorwegnimmt, interessierten vor allem Aktivitäten im Umgang mit dem Klimawandel.
In Operationalisierung der leitenden Fragestellung war es Aufgabe der Studierenden, empirisch Beispiele dafür zu finden, wie Jugendarbeit konstruktiv mit den Anliegen von Jugendlichen in Auseinandersetzung mit der Klimakrise umgeht. Die forschenden Studierenden erstellten dazu mit Hilfe von Leitfadeninterviews Fallvignetten von Good Practice Beispielen. Diese Fallvignetten können mit Hilfe der untenstehenden interaktiven Landkarte eingesehen werden. Sie sollen an dieser Stelle der Praxis von Jugendarbeit als Inspiration dienen.
Um die Interviews führen zu können, war zunächst eine aufwändige Recherche notwendig, denn das Handlungsfeld Jugendarbeit ist sehr heterogen und in verschiedenen Bundesländern und verbandlichen Strukturen unterschiedlich organisiert. Die Durchführung der Interviews erfolgte auf Wunsch aller befragten Personen als digitales Face-to-Face-Interview. Zum Abschluss des Seminares waren die Studierenden bei den ersten Auswertungsschritten beteiligt. Diese bezog sich auf eine deskriptive Zusammenstellung von Unterstützungsformen, welche den Jugendlichen nach ihren Schilderungen von Seiten von ehren- und hauptamtlichen Anbietern von Jugendarbeit bei ihren Anliegen zuteilwurde. Gemeinsam reflektierten die Studierenden die Befunde in Bezug auf verschiedene Theorien der Transformationsforschung und der ethnographischen Jugendarbeitsforschung kritisch.
Informationen zum Forschungsprozess >>
Gesellschaften benötigen für den Vollzug von Transformationsprozessen Nischen (Geels/Schott 2007). In Anlehnung an die technologischen Nischen nach Kemp, Schot & Hoogma (1998) sollen in diesem Forschungsprojekt soziale Nischen betrachtet werden, d.h. Gruppierungen, die (partiell) eine Lebensweise ausprobieren, die sich bereits an die sich verändernden Rahmenbedingungen (landscape) anpassen. Solche Nischen sind zwar von Instabilität gekennzeichnet, doch bereits in lockeren (lokalen) Netzwerken eingebunden.
Im Zuge des Forschungsprojektes soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern Jugendarbeit Raum für solche Nischenbildung für eine sozial-ökologische Transformation (WBGU 2011) bereitstellen kann. Hierbei soll das besondere Augenmerk auf diejenigen Bereiche von außerschulischer Jugendarbeit gelegt werden, die sich konzeptionell stark an den Prinzipien von Jugendarbeit orientieren (Ilg 2009).
Besonderer Schwerpunkt soll dabei auf den Umgang mit der Klimakrise (IPCC 2022) gelegt werden. In einer Studie des BMUV geben 73 Prozent der Jugendlichen an, Angst vor den Folgen des Klimawandels zu haben (BMUV 2021). Ziel ist es, einzelne Beispiele dafür zu finden, wie Jugendarbeit konstruktiv mit den Anliegen von Jugendlichen in Auseinandersetzung mit dem Klimawandel umgeht.
Der Nutzen des Projektes ist nicht nur eine längst notwendige Thematisierung dieses Themenfeldes in der fachlich-wissenschaftlichen Diskussion – hier besteht ein großes Forschungsdefizit – sondern auch die skizzenhafte Aufbereitung von Good Practice Beispielen (narrative Fallvignetten nach Rosenberger 2016), die der Praxis von Jugendarbeit als Inspiration dienen soll. Im Sinne subjektorientierter Jugendarbeitsforschung (Fauser/Fischer/Münchmeier 2006) sind für die Erstellung dieser Vignetten die Bedeutungszuweisungen von Jugendlichen ausschlaggebend. Hierzu werden Leitfaden-Interviews mit Jugendlichen (Kruse 2014) in ausgewählten Einrichtungen und Organisationen durchgeführt.
Publikationen
Valentin, Katrin (2024): Engagiert für den Klimaschutz – Eine empirische Annährung an die Möglichkeit von subjektiven Nischen für eine sozial-ökologische Transformation in der Jugendarbeit (bisher unveröffentlichtes Manuskript).
Valentin, Katrin (2025): Jugendarbeit for Future?! In: deutsche jugend (Themenheft zur gleichnamigen Tagung, bisher unveröffentlichtes Manuskript)
Vorträge
Evangelische Hochschule Nürnberg // Forum "Forschung - Entwicklung - Transfer" // 6.7.23 // Katrin Valentin: "Jugendarbeit in Zeiten einer sozial-ökologischen Transformation – ein Werkstattbericht"
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg // DGfE-Kongress 2024 // 12.3.24 // Katrin Valentin: "Jugendarbeit in der Klimakrise"
Evangelische Hochschule Nürnberg in Kooperation mit der University of Applied Sciences Frankfurt // Tagung "Jugendarbeit for Future?! Jugendarbeitsforschung in Zeiten einer sozial-ökologischen Transformation" // 22.6.24 // Katrin Valentin: "Engagiert für den Klimaschutz - Nischen für eine sozial-ökologische Transformation in der Jugendarbeit?"
Potsdam // Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit // 16.-18.9.24 // Katrin Valentin: "Engagiert für den Klimaschutz - Nischen für eine sozial-ökologische Transformation in der Jugendarbeit?"
Jugendbildungsstätte Vlotho // Kolloquium "Was ist Jugendarbeit?" // Februar 2025 // Katrin Valentin: "Zur Reziprozität von Jugendarbeit - Befunde eines Studentischen Forschungsprojekts zu Jugendarbeit in Zeiten des Klimawandels"
Quellen
Interaktive Karte zu den Fallvignetten
Projektteam
Leiterin des Projektes ist Prof. Dr. Katrin Valentin. An der Projektdurchführung beteiligt waren die Studierenden Patrick Frai, Carlos Holfeldt, Arman Kalmanow, Jonathan Leonhardt und Romina Trexler. Rebekka Jundt war als Studentische Hilfskraft in die Feldorganisation und Durchführung von Interviews beteiligt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Insituts für Praxisforschung und Evaluation der EVHN, Anne-Kathrin Helten war ebenfalls bei der Durchführung der Interviews eingebunden.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Einrichtungen der Jugendarbeit in Deutschland, die uns mit ihren Kontakten zu Jugendlichen unterstützt haben!